Die Frage nach den Gewichtsschwankungen stellen sich viele, die abnehmen wollen. Gestern noch 0,3kg weniger, heute 1kg mehr, dabei hab ich doch gar nicht viel gegessen.
Keine Panik – das ist ganz normal. Besonders – aber nicht nur – in Abnehmphasen kann es zu großen Gewichtsschwankungen kommen. Es kann leicht bis zu 1,4kg Unterschied oder gar mehr von einen Tag zum anderen geben – und zwar in beide Richtungen.
Hier sollen einige Ursachen für große Gewichtsveränderungen vorstellen. Vorher sei noch angemerkt, dass man sich für eine gute Vergleichbarkeit der Messergebnisse immer mit der gleichen Waage zur gleichen Zeit wiegen sollte: z.B. morgens nach dem Stuhlgang und vor dem Duschen.
In diesem Beitrag geht es nicht um die langfristigen Gewichtsschwankungen, sondern um Sprünge “von einem Tag zum andern”.
Darminhalt, Blasenfüllung
Eine normale Mahlzeit braucht zwischen 16 und 32 Stunden, bis sie den Körper verdaut wieder verlassen hat. Es kann aber je nach vorhandener Darmfüllung und Art der Nahrung auch deutlich schneller oder langsamer sein. Zwischen vier und 120 Stunden ist alles möglich. Normalerweise kann man aber von rund 24 Stunden ausgehen.
Hat man also etwas üppiger gegessen oder etwas Verstopfung, kann allein schon die Nahrungsmenge im Verdauungstrakt für eine nicht unerhebliche Gewichtszunahme sorgen. Und hat man viel ausgeschieden und sonst nur wenig gegessen dementsprechend für eine entsprechende Gewichtsabnahme.
Allein der Darminhalt kann also einige hundert Gramm mehr oder weniger ausmachen – je nachdem, was man gegessen hat und die Verdauung gerade nicht so gut funktioniert, können dies bis zu drei Kilogramm sein.
Einfluss hat natürlich auch der Blaseninhalt, wenn man z.B. vor dem Wiegen schon seinen Kaffee oder viel Wasser getrunken hat.
Glykogenspeicher
Der menschliche Körper kann nicht nur Energie in Form von Fett, sondern auch Zucker (Kohlenhydrate) in der Form von Glykogen (auch Glycogen) speichern. In der Leber ca. 150g und daneben in den Muskeln bei einem untrainierten Menschen bis zu 250g. Ist man sehr sportlich, kann es deutlich mehr sein, bei Ausdauersportlern über 500g bis 600g.
Normalerweise kann man aber insgesamt von gut 400g Glykogen ausgehen, was ca. 1640kcal ausgehen. Das entspricht nicht ganz einem Tagesenergiebedarf. Nimmt man wie bei einer Low-Carb-Diät keine Kohlenhydrate mehr zu sich, wird der Körper seine Energie in erster Linie aus dem Glykogen beziehen – und nach einem Fasten- oder “no-carb Tag” sind diese Speicher dann fast leer. Interessant wird es dadurch, dass die Speicherung von 1g Glykogen 2,5g-3g Wasser bindet. Damit verschwinden bei Leerung der Glykogenspeicher nicht nur 400g Glykogen sondern gleichzeitig gut 1 Liter Wasser: bis zu 1,4kg können das an ein bis zwei Tagen im Extremfall also sein. Das ist übrigens einer der Hauptgründe dafür, warum schon ein Fastentag und danach wenige Tage kohlenhydratarmer Ernährung („Low Carb“) zu so schnellen Ergebnissen beim Abnehmen führen.
Nimmt man wieder Kohlenhydrate zu sich, füllen sich die Speicher schnell wieder – und es wird wieder Wasser eingelagert. Gönnt man sich also einmal Nudeln werden nicht nur Zucker sondern auch entsprechend viel Wasser im Körper gebunden.
Salz
Natrium bindet Wasser im Körper. Natrium führen wir unserem Körper über Kochsalz zu, und davon essen die meisten Menschen zu viel. Gerade wer regelmäßig viele Fertiggerichte oder Fast Food isst, führt seinem Körper zu viel Salz zu. 0,9g Natrium binden ca. 100ml Wasser in Blut und Zellen. Wenn Sie also viel Salz essen, haben Sie entsprechend mehr Durst, trinken mehr und haben dadurch mehr Gewicht. Neuere Forschungen zeigen auch, dass das überschüssige Salz nicht sofort ausgeschieden wird, sondern etwas länger im Körper bleiben kann. Wundern Sie sich also nicht über eine Gewichtszunahme, wenn Sie zuviel Salz zu sich genommen haben.
Starke körperliche Anstrengung
Durch starke körperliche Anstrengung kann es zu einem Abbau des Glykogens (siehe vor), Verlust von Wasser (Schwitzen) und ggf. sogar Fettdepots kommen, was alles in allem zu einer recht großen Gewichtsabnahme führen kann. Wichtig: Dem Wasserverlust muss unbedingt entgegengewirkt werden.
Menstruation
Bei Frauen kann es übrigens zu Gewichtsschwankungen während der Menstruation kommen. Es ist nicht ungewöhnlich, dass es aufgrund der hormonellen Schwankungen zu verstärkten Wassereinlagerungen kommt. Oft ist das Hungergefühl – gerade nach Kohlenhydraten – in dieser Zeit auch stärker, so dass diese vermehrt eingelagert werden, was wieder Wassereinlagerungen nach sich zieht. Oft kommt es übrigens schon einige Tage vor der eigentlichen Regelblutung zu den Gewichtschwankungen. Allerdings kann hier Entwarnung gegeben werden – von Dauer sind diese meist nicht.
Unser Tipp: Stellen Sie in der Zeit, in der Sie in Zusammenhang mit Ihrer Regel an Gewicht zunehmen, auf eine Low-Carb Ernährung um. Weitere Hinweise zur Ernährung während der Periode finden Sie hier.
Krankheiten
Oft haben kurzfristige Gewichtsschwankungen krankhafte Ursachen, das Thema Durchfall und Verstopfung ist ja schon oben angedeutet worden. Bei Durchfall kann es zusätzlich zu einem Entzug weiteren Wassers aus dem Körper kommen – daher muss man gerade bei/nach Durchfall viel trinken.
Zu starken Gewichtsschwankungen kann es durch die anderweitige Einlagerung von Wasser im Körper kommen. Viele Menschen leiden gerade im Sommer an Wasser in den Beinen. Auch während der Schwangerschaft kommt es häufig dazu. Hier gibt es viele Hausmittel dagegen und auch mit einer gesunden Ernährung mit entwässernden Lebensmitteln kann man diese bekämpfen, doch sollte man einen Arzt hinzuziehen, wenn diese nicht in wenigen Tagen anschlagen.
Als besonders problematisch ist die Aszites (Bauchwassersucht) zu nennen, die idR eine Folge von schweren Lebererkrankungen (zB Leberzirrhose) ist und unbedingt ärztlich behandelt werden muss.
Zu kurzfristigen Gewichtschwankungen können auch Nebenwirkungen von Medikamenten (Cortison) führen.
Nicht weiter erwähnen muss ich Erkrankungen wie die Ess-Brechsucht (Bulimie) – auch hier ist ärztliche Hilfe nötig.
Fazit
Normalerweise muss man sich um Gewichtsschwankungen vom einen Tag zum anderen keine großen Sorgen machen.
Allein durch einen Tag ohne Stuhlgang bei gleichzeitig hoher Aufnahme von Kohlenhydraten und daraus resultierender Einlagerung von Glykogen und dem damit gebundenen Wasser kann es zu Sprüngen von über 1kg mehr kommen, sogar 2kg sind nicht ungewöhnlich.
In die andere Richtung kann eine gesunde Low-Carb Ernährung mit genug Wasser und wenig Salz in Verbindung mit viel körperlicher Aktivität im Extremfall zu einer Gewichtsabnahme von 1,5kg über Nacht führen.
Meistens wird man die Gründe für Gewichtsschwankungen mit etwas Nachdenken selbst erkennen können. Sollte es jedoch öfter unerklärliche starke Schwankungen geben, konsultieren Sie besser einen Arzt.
Blitzdiäten nutzen Gewichtsschwankungen aus
Übrigens, die meisten sogenannten „Blitzdiäten“ machen sich solche Faktoren positiv zunutze, die für solche Gewichtsschwankungen verantwortlich sind: sie sind meist nicht üppig und verdauungsanregend (Darminhalt), führen nur wenig Kohlenhydrate und Salz zu (Glykogen und gebundenes Wasser) und bauen oft auch Bewegungselemente ein, so dass die Kohlenhydratspeicher noch schneller entleert werden.
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